Das "Valle della Caffarella" genannte Tal liegt zwischen der Via Latina und der Via Appia Antica und erstreckt sich von der Aurelianischen Mauer bis zur Via dell' Almone. Noch heute zeigt es sich als eine Grünzone von besonderer landschaftlicher, archäologischer und ökologischer Bedeutung. Grüne Wiesen, Denkmäler, Gehöfte, kleine Waldstücke und Teiche bilden ein einzigartiges Gelände, das nicht nur für die Bewohner der benachbarten Viertel, sondern auch auf nationaler und für die Forschung auf internationaler Ebene einen unschätzbaren Wert darstellt.
Im folgenden versuchen wir, die wichtigsten Gegebenheiten dieses Gebietes darzustellen, um allen die "Bewohner" des Tals und den Ort in seiner Gesamtheit näher zu bringen.
Bei der Caffarella handelt es sich um ein typisches Flußtal mit einem Querschnitt in U-form und einem Wasserlauf in der Mitte, dessen geologische Entstehungsgeschichte 80 000 bis 360 000 Jahre zurückreicht. In jenem Zeitraum lagerten sich mehrere Schichten vulkanischen Materials, das aus dem "Vulcano Laziale" (den heutigen Albaner Bergen) geschleudert wurde, über älterem Fluß- und Meeressediment ab, so daß heute der Erdboden der Caffarella aus vier Tuff- und Pozzolanschichten besteht, die teilweise in den zahlreichen Höhlen oder an den ausgehöhlten Wänden der das Tal durchziehenden Wasserläufe sichtbar sind.
Tuff- und Pozzolanschichten
Der wichtigste Wasserlauf ist der Almone, der von den Hängen der Albaner Berge, nach Durchquerung der Südwestcampagna durch die Caffarella fließt, bei der Via Appia Antica unter die Erde tritt und in den Sammelkanal in Richtung Kläranlage Rom Süd fließt (wogegen er früher auf der Höhe des Gasometers in den Tiber mündete).
Die beiden Abhänge des Tals sind voneinander 300 bis 500 m entfernt, was auf eine geomorphologische Veränderung schließen läßt. Vermutlich trug der Almone während der Würm-Eiszeit von vor 80 000 bis 10 000 Jahren das Vulkanmaterial ab, indem er sich in ein Flußbett von fast 100 m Tiefe grub. Darauf begann der Fluß Sediment abzulagern und das Flußbett wieder anzufüllen, welches er selbst gegraben hatte. Schließlich wuschen die weiten Flußbiegungen die Uferhänge aus, so daß sich diese immer weiter bis zum heutigen Abstand voneinander entfernten.
Der Almone erhält heute Wasserzufuhr aus vielen Quellen. Etwa 15 treten in unserem Tal an die Erdoberfläche, gespeist von einer unterirdischen Schicht. Der Wasserreichtum des Landstrichs kommt durch die unterschiedliche Durchlässigkeit zustande, die das vulkanische Erdreich besitzt und den Quellen auch die charakteristischen Mineralsalze liefert. Das bekannteste Beispiel ist sicherlich die Quelle der "Acqua Santa" mit Kohlensäuregehalt, der sie prickelnd macht und ihr einen säuerlichen Geschmack verleiht.
Die Fruchtbarkeit des Bodens, der Wasserreichtum und das günstige Klima haben eine vielfältige und üppige Vegetation hervorgebracht, wie die Quellen von der Antike bis zum vorigen Jahrhundert berichten: dichte Wälder, unterbrochen von weiten Lichtungen, Wasserläufe, gesäumt von einer Ufervegetation in verwirrender Vielfalt, Feuchtgebiete, bedeckt mit der typischen Sumpfflora.
Heute ist von alldem nicht viel erhalten: Der Mensch hat die Landschaft für seine Produktionsbedürfnisse verändert, wobei er regelmäßige Felder an die Stelle scheinbarer Unordnung der Natur setzte. Aber nicht alles ist verschwunden: Es sind noch einige fast intakte Bereiche vorhanden - Erinnerung an längst vergangene Zeiten. Es gibt jedoch auch einige Stellen, die infolge menschlicher Eingriffe entstanden sind.
Steineiche (Quercus ilex)
Auf dem linken Abhang befinden sich drei kleine Wälder mit Ahorn, Stein- und Sommereichen, reich an hundertjährigen Bäumen. Auf dem rechten Hang stehen zwei Robinienhaine, während wir im Talgrund, außer an einem Pappelhain, lange Reihen Zürgel-, Maulbeer- und Nußbäume vorfinden - ein Zeichen menschlichen Eingriffs.
Blutkraut (Cornus sanguinea)
Auf den beiden Hochebenen, die das Tal des Almone beherrschen, sind Abgründe durch den Einsturz einiger Höhlen entstanden, welche bis vor hundert Jahren der Pozzolanförderung dienten. Diese haben sich wieder mit einer ortstypischen Vegetation angefüllt: Ulmen, Feigenbäume, Pfaffenhütchen, Blutkraut etc. In einem Teich nahe der Via dell' Almone fliegen zwischen Schilfrohr, Weiden, Binsen und Schachtelhalmen Sumpfschnepfen und Bachstelzen, springen Frösche und Kröten, kriechen Nattern und Salamander. In den abgelegeneren Waldstücken, im wirren Unterholz aus Mäusedorn, Kornelkirsche, Schlehdorn wilden Apfel- und Birnenbäumen, wilder Rose und Holundersträuchern erklingt der Gesang von Sperlingen, Grünfinken, Girlitzen , Kohlmeisen, Grasmücken, Amseln, Rotkehlchen, Distelfinken oder plötzlich das Glucksen des Fasans.
Schlehdorn (Prunus spinosa)
Weiter oben am Himmel kann man den Fliegenschnäppper, die Lerche und den Turmfalken beobachten. Der Turmfalke ist nicht der einzige Räuber im Tal; ja auch der Fuchs lebt nur wenige Schritte von unseren Häusern entfernt. Es ist schwierig, ihn zu Gesicht zu bekommen, aber wir können seine Anwesenheit an seinen Exkrementen festmachen, die er zur Markierung seines Reviers auf den Wegen hinterlassen hat. Er erweist uns zusammen mit dem Turmfalken und den Nachträubern, die wie der Kauz und die Schleiereule die tausend Trümmer bewohnen, einen wertvollen Dienst, indem er die Mäuse und Ratten vertilgt, die von den Bergen abgekippten Mülls an den besser zugänglichen Stellen des Tals angelockt werden.
Turmfalke (Falco tinnunculus)
Die Valle della Caffarella ist heute ein typisches Beispiel der "Campagna Romana", wo Geschichte und Natur leider in einem Zustand des Verfalls zusammen existieren, ohne Besorgnis zu erregen. Ganz anders verhielt es sich mit der Wertschätzung des Tals in den verschiedenen geschichtlichen Epochen. Man denke nur an die mit den antiken Römern verbundenen Überlieferungen und Legenden. Ihr Kultwesen hatte für alle Erscheinungen der Natur Haine, Flüsse und Quellen mit göttlichen Mächten in Verbindung gebracht. So wurde der das Tal durchquerende Fluß Almone mit einer Gottheit gleichgesetzt, der nach seinem Belieben Wasser oder Trockenheit brachte. Diese Gottheit besaß einen bedeutsamen Kult, weil sich der Almone vor den Toren Roms befand und sein Ritus jedes Jahr an der Stelle vollzogen wurde, wo sein Wasser in den Tiber einmündedete: Die Statue der Magna Mater (der Göttin Cybele) wurde vom Palatin, wo sich ihr Tempel befand, in einer festlichen Prozession bis zur Via Ostiense getragen, und dort wurde ihr Antlitz sowie die kultischen Geräte im Wasser des Almone gewaschen. Es handelte sich um einen Kult östlicher Herkunft, der jährlich am 27. März begangen wurde, und der sich bis zum Ende der Antike hielt.
Ebenfalls längs der Ufer des Almone, aber nun im Talgrund der Caffarella, an den "Iden des Juli" (15. Juli) jeden Jahres hielten die römischen Ritter ihre festlichen Reiterspiele zu Ehren des Gottes Mars Gradivus und zum Gedenken an die Schlacht am Lago Regillo im Jahre 493 v. Chr. ab.
Außerdem stellten die kleinen Wälder für die Menschen der Antike Orte göttlicher Verehrung dar, und tatsächlich waren die Konsularstraßen vor allem in Stadtnähe von eng beieinander liegenden "heiligen Hainen" flankiert. In der Caffarella, auf einer kleinen Anhöhe gegenüber der Kirche S. Urbano, stehen noch drei Steineichen und künden von einem großen heiligen Hain, wo nach der Legende Egeria, eine weniger bedeutende archaische Gottheit, die im Zusammenhang mit Wasserquellen und der Geburt verehrt wurde, sich mit dem König Numa Pompilius zu amourösen Spielen traf, ihn beriet und ihm Gesetze diktierte (in Wirklichkeit befand sich der der Egeria heilige Hain bei den Caracallathermen). Die schönsten heiligen Haine, die "Luci", waren durch Gesetze geschützt, die die Todesstrafe für denjenigen vorsahen, der es wagte, diese Orte zu schänden.
Der heilige Hain
Weitere Legenden sind mit bestimmten Stellen in der Caffarella verknüpft, wie die des schrecklichen Gottes "Rediculus" (der Gott der Rückkehr), der, außer um die Reisenden, die sich unter seine Obhut gestellt hatten, zu schützen, einmal Hannibal und seinem Heer erschien, das nach der Schlacht von Cannae gegen Rom marschierte, ihn in Schrecken versetzte und zur Umkehr veranlaßte.
Neben diesen und anderen Erzählungen hat die Caffarella eine reich dokumentierte Geschichte. Das Tal, welches sich etwa 200 ha vor der Porta S. Sebastiano ausdehnt, besaß eine große Bedeutung für die Kunstgeschichte wie auch für die Sittengeschichte der antiken und modernen Römer, und zwar aufgrund seiner Lage zwischen zwei der bedeutendsten Straßen der Antike: die Via Appia Antica auf der einen und die Via Latina auf der anderen Seite.
Der Ursprung der Via Latina liegt sehr viel weiter zurück als der der Via Appia: es handelt sich um eine natürliche Wegführung, die schon in der Frühgeschichte genutzt wurde, und die wie viele anderen Wege von der näheren Umgebung der Tiberinsel ausging und nach etwa 191 km Capua erreichte. Im dritten Jahrhundert v. Chr. wurde die Straße dank einer großartigen Ingenieurleistung begradigt. Man denke nur daran, daß die Strecke von Rom bis Grottaferrata eine einzige Gerade von gut 15 km ergab.
Heute bleibt von dieser bedeutenden Straße des Altertums, abgesehen von dem "Parco delle Tombe Latine", der eine glückliche Ausnahme darstellt, nur wenig erhalten. Was die Caffarella betrifft, ist ein Teil der Pflasterung mit Resten von Grabstätten erwähnenswert, die in jüngster Zeit zwischen der Via di Vigna Fabbri und der Via Cordara entdeckt wurden, genau an der Stelle, wo die Straße begann, den sogenannten Graben "Fosso dei Cessati Spiriti" (heute Largo Tacchi Venturi) mit einem Viadukt zu überspannen. Ein weiterer Gräberkomplex mit Mosaiken und Nischen, der 1981 am Largo Nicomede Bianchi gefunden wurde, hat man jedoch für die moderne Via Latina aus Asphalt wieder zugeschüttet.
Ausgrabungen zwischen der Via Cordara und der Via di Vigna Fabbri
Die Via Appia, angelegt auf Veranlassung des Censors Appius Claudius Caecus im Jahre 312 v. Chr., erforderte eine höhere Ingenieurleistung im Straßenbau als die Via Latina. Ja, die Appia überquerte die natürlichen Wege, um auf gerader Strecke auf Capua zuzulaufen, und nahm so die Idee der modernen Autobahnen vorweg.
Zu Beginn des Mittelalters erhoben sich zahlreiche Türme an der Via Latina wie an der Via Appia, um Wegezoll denjenigen aufzuerlegen, die jene Straßen befuhren. Daher entstand, um dem Zoll aus dem Wege zu gehen, quer durch die Campagna Romana ein zweites Straßennetz, das dann die Oberhand gewann. Der künstliche Verlauf der Appia wurde deshalb immer weniger durch Instandhaltungsarbeiten versorgt, die die Befahrbarkeit gewährleisteten. So wurde er vernachlässigt zugunsten der Via Latina, die ebenfalls nach Capua führte, oder zugunsten neuer Straßen wie der Via Tuscolana, der Casilana und der Appia Nuova.
Pfeilergrabmal an der Via Latina
Das Caffarella-Tal war aufgrund seiner Lage vor den Toren Roms und wegen seiner natürlichen Fruchtbarkeit für Jahrhunderte Ort für Obst- und Gemüseanbau. Das antike Rom aber mußte, wenn es Weizen importieren konnte, in seiner eigenen Umgebung notgedrungen- leicht verderbliche Produkte anbauen. Klar also, daß sich im Caffarella-Tal die Zisternen vermehrten (man zählt mindestens sechs) und sich die berühmten Güter ausdehnten - wie das des Herodes Atticus.
Herodes Atticus war eine sehr reiche und berühmte Persönlichkeit des kaiserlichen Rom. Er lebte im zweiten Jahrhundert n. Chr., war Rhetor und Erzieher der Kaiser Lucius Verus und Marcus Aurelius. Durch die Heirat mit Annia Regilla, einem Mitglied der vornehmen Familie der Annii und Nachkomme des Attilius Regulus, kam er an dieses Gut als Mitgift, das sein Zentrum in der Villa hatte, über der später, jenseits der Via Appia Pignatelli, der Palast des Maxentius errichtet wurde.
Nach dem Tod der Gattin wurde Herodes Atticus beschuldigt, sie umgebracht zu haben. Nachdem er freigesprochen worden war, legte er eine übertriebene Trauerbekundung an den Tag.
Zu Ehren Annia Regillas ordnete er das ganze Anwesen neu, dem er den Namen "Triopium" gab in Anlehnung an Triopas, König von Thessalien, der der Demeter, der Göttin der Kornfelder, ein Heiligtum in der Stadt Knidos in Kleinasien geweiht hatte. Auch Herodes weihte einen Tempel der Ceres, der römischen Göttin, die der griechischen Demeter entspricht, sowie der Kaiserin Faustina, die kurz zuvor verstorben und also vergöttlicht war. Auf diese Weise wollte er seinen Besitz über die Reichweite allgemeiner menschlicher Interessen stellen. Zugleich sollte die Erinnerung an den König Triopas dazu dienen, Mißgunst vom Gut des Herodes fernzuhalten, die ihm sein Eigentum hätte abspenstig machen oder ihm Schaden zufügen können. Denn Triopas - so die Legende - hatte es gewagt, Holz im heiligen Hain der Demeter zu fällen, und war deshalb von ihr mit unstillbarem Hunger bestraft worden, der ihn bis in den Tod trieb.
Das Triopium war ein sehr reiches Gut, das sich bis zum Grabmal der Caecilia Metella (an der Via Appia) ausdehnte, wo sich das landwirtschaftliche Zentrum befand, und wo die Landarbeiter wohnten. Dort in der Umgegend wurden viele Inschriften gefunden, die zusammen mit den Beschreibungen einiger antiker Autoren interessante Informationen liefern: Es gab dort Kornfelder, Olivenhaine, Weinberge, Wiesen, die Polizeistation, den der Nemesis und Minerva heiligen Ort, den Park, die Wohnungen für das Gesinde und die Villa. Es handelte sich also um eine herrschaftliche Vorstadtvilla und zugleich um einen reichen und aktiven landwirtschaftlichen Betrieb.
Heute existieren noch viele geschichtliche Überreste, die in der Caffarella von der Existenz eines so reichen Landgutes zeugen. Darunter nennen wir den schon erwähnten Tempel der Ceres und Faustina, der fast noch intakt ist, weil er vielleicht schon in der Spätantike in eine christliche Kultstätte umgewandelt wurde, aufgrund dessen er über Jahrhunderte weitgehend unverändert blieb.
Sie wurde Sankt Urbanus geweiht, einem Bischof, der zur Zeit des Marcus Aurelius das Martyrium erlitten hatte. Mehrere Fresken schmücken das Innere. Vor allem kann man in der kleinen Krypta eine Madonna mit dem Kind und Heiligen aus dem 10. Jahrhundert bewundern.
Tempel der Ceres und Faustina
(heute S. Urbano)
Am Fuße des Hügels, auf dem sich S. Urbano erhebt, befindet sich das sogenannte Nymphäum der Egeria, eine künstlich angelegte Grotte unmittelbar an einer Mineralwasserquelle. Diese Grotte hatte als Vorgängerbau einen Portikus, der sich in einem Bassin spiegelte, in dem das Quellwasser aufgefangen wurde. Von hier floß das Wasser in einen größeren Teich, wo auch das Wasser des Almone einmündete und wahrscheinlich den "Lacus Salutaris" bildete, der von den Chroniken der damaligen Zeit erwähnt wird. Die Bezeichnung "salutaris" hatte das Wasser wegen seiner therapeutischen Eigenschaften erhalten.
Auch dieses Nymphäum war Teil des Triopium des Herodes Atticus und bot im Sommer mit seinen prächtigen Springbrunnen einen angenehmen Ruheort.
Nicht weit von hier entfernt, in dem grünen Talgrund, zwischen dem Almone und der heutigen Via della Caffarella, befindet sich das sogennante Grab der Annia Regilla, eines der schönsten Monumente in Rom, die noch unversehrt sind. Einige Wissenschaftler sind der Meinung, es handele sich hierbei um das Grab, das Herodes Atticus seiner Gattin erbaut habe, aber die Überlieferung hat es uns als den Tempel des "Dio Redicolo" hinterlassen, der in Wirklichkeit auf der Höhe der Kirche "Domine Quo Vadis" (an der Via Appia) gestanden hat.
Wer durch das Tal oder über seine Hänge geht, kann natürlich viele andere Ruinen aus dem ersten bis vierten Jahrhundert n. Chr. (Zisternen, Villen, Gräber) sehen, die zwischen Brombeerhecken und anderen Sträuchern (und Unrat) mehr oder weniger gut zu erkennen sind.
Schließlich sei noch erwähnt, daß in dem Hang in Richtung Via Appia Antica sich die verschlungenen Gänge der jüdischen Katakomben, der Katakomben des Praetestatus und ein Teil derjenigen von S. Sebastiano hinziehen.
Nach dem Tode des Herodes Atticus wurde das Triopum zunehmend vernachlässigt. Das barbarische Zeitalter war sicherlich die schwärzeste Zeit für die Caffarella (abgesehen von der heutigen): Durch die Lage zwischen der Via Appia und der Via Latina war sie Aufmarschgelände für die Invasionsheere.
Nach dem Fall des Imperium Romanum mit seinem Prunk, seinen Palästen, den Villen, den Monumenten, erlitt auch die Campagna das gleiche Schicksal und die Wasserleitungs- und Entwässerungssysteme zerfielen ohne die Instandhaltungsarbeiten zu Ruinen, während die freie Natur wieder die Oberhand gewann.
Im neunten Jahrhundert wurde das Tal der Caffarella infolge der marmornen Schutthaufen, die von verschiedenen antiken Bauten herrührten, das Marmortal genannt ("Vallis Marmorea"). Der sumpfige Talgrund wurde in mehrere Grundstücke aufgeteilt. Den Almone entlang wurden nicht weniger als fünf Wachttürme errichtet, und zwar im Zusammenhang mit militärischen Wehr- und Absperrungsanlagen längs der Via Appia und der Via Latina, die so immer weniger befahren wurden. Denn gleichzeitig wuchs die Bedeutung der beiden Straßen, die jene schließlich ersetzten: die Via Appia Nuova und die Via Casilana.
Der Brückenturm
Um 1000 wurden die sogennanten "Valche" oder "Mole" erbaut, eine Art von Wassermühlen, die der Verarbeitung und Wäsche von Wollstoffen dienten ["Valche" ist offensichtlich dem deutschen "walken" verwandt] oder, für kurze Zeitabschnitte, der Mehlproduktion (Mole). Daraufhin entwickelte sich ein blühendes Gewerbe, besonders für die Walkmühlen, obrigkeitlicher Schutz in den folgenden Jahrhunderten durch besondere "Statuten", durch die Vergabe von Privilegien und durch Abgabenbefreiung.
1536 zog durch die Porta S. Sebastiano Karl V. siegreich in die Stadt ein. Eben zu dieser Zeit erwarb die Familie der Caffarelli, die für die prunkvolle Bewirtung des Kaisers bekannt war, von mehreren Eigentümern das Almone-Tal, welches schon unter verschiedenen Bezeichnungen bekannt war: Marmorea, Vallis Appie, Acquataccio, Fontana Vergine, Acqua Santa usw.
Dieses liebliche Gebiet von Tälern, Wäldern, Hängen, reich an historischen Zeugnissen, wurde unter Giovanni Pietro Caffarelli wieder zu einem einzigen und effektivem Landgut organisiert. 1547 ließ er die herrliche "Vaccareccia" erbauen, das Hauptgebäude, welches noch heute in Betrieb ist. Das Tal nahm als endgültigen Namen "Caffarella" an. Es begann eine Entwässerung des Talgrundes, die stehenden Gewässer wurden abgelassen, die alten Kanäle wurden vertieft und zusätzlich neue gegraben.
In jener Zeit kam der Caffarella auch eine Aufgabe für das Gesundheitswesen zu: 1656, als Rom von der Pest heimgesucht wurde, übernahmen die Valche des Talgrundes die Reinigung der verseuchten Stoffe (Tücher, Kleider, Matratzenwolle).
1695 wurde das Landgut an die Pallavicini und dann an die Torlonia verkauft, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts das Kanalsystem instand hielten und vervollständigten.
Die Caffarella nahm so etwa das heutige Erscheinungsbild an und wurde für die Römer zum obligatorischen Ziel für die Ausflüge "fuori porta" ("vor die Tür"): im vergangenen Jahrhundert und noch zu Beginn dieses Jahrhunderts gab es zahlreiche Wirtschaften. Ganz besonders charakteristisch war sicherlich jene, die im Innern des Nymphäums der Egeria eingerichtet wurde. Die Chroniken der damaligen Zeit berichten von diesesm Ort als dem Ausflugsziel berühmter Gäste der Stadt und unterstreichen seine Schönheit und seinen hohen Wert.
Heute ist davon viel verloren gegangen, aber das bisher Erwähnte stellt nur einen Teil des großen archäologischen Erbes dar. Dieses bietet in seiner Gesamtheit eine einzigartige geschichtliche und kunstgeschichtliche Erscheinung, auch weil es integriert ist in das Bild der Campagna Romana, zwischen Steineichen und Weideland, und weil es - was von größerer Bedeutung ist - unmittelbar vor der Aurelianischen Mauer liegt, also innerhalb des heutigen Stadtgebietes. Daher ist es einsichtig, warum man ein solches Gelände, seit den 30er Jahren, für einen öffentlichen Park vorgesehen hat.
Leider ist die Caffarella heute "Niemandsland", obwohl der "Parco dell' Appia Antica" offiziell eingerichtet wurde. Die derzeitigen Eigentümer (darunter die Fondazione Gerini, die alle Grundstücke geerbt hat, welche früher den Torlonia gehörten) können aufgrund noch geltender gesetzlicher Auflagen das Tal nicht für Bauspekulationen nützen (trotz mehrfacher Versuche). So haben sie es absichtlich verkommen lassen. Der Verfallszustand zeigt sich deutlich in der Verschmutzung, den Müllkippen, den Bergen aus Bauschutt, der Entsorgung jedweder Art und ebenso in einer wenig sozialen oder entschieden unsozialen Art der Nutzung.
Obwohl die landwirtschaftliche Struktur des 18. Jahrhunderts wieder herstellbar wäre, hat in bemerkenswerter Weise eine Neuordnung stattgefunden, und zwar sowohl aufgrund der Gleichgültigkeit der Eigentümer wie infolge der ausufernden widerrechtlichen landwirtschaftlichen Nutzung, die eine Unzahl von "Kleingärten in Kriegssituation" hervorgebracht hat.
Der grüne Talgrund, wie eh und je so auch heute für die Viehzucht bestimmt, ist durch die Abfallhügel der Pilzzuchten, die sich widerrechtlich in den verlassenen Höhlen angesiedelt haben, ebenso verunstaltet wie durch die wie Eindringlinge herumstehenden Schächte eines Sammelkanals, der durch das ganze Tal verläuft.
Der "heilige Fluß" Almone ist zu einer Kloake unter "freiem Himmel" verkommen.
Antike Ruinen, Gräber und Zisternen werden als Ställe genutzt, als Lager oder Wohnugen in einer Art "Bidonville" (Elendsviertel aus Wellblechhütten), die sich ständig ausdehnt. Ganz zu schweigen von den schönsten Monumenten des Tals (Grab der Annia Regilla und S. Urbano), die der Stadt buchstäblich durch Konfiszierung genommen und den Privatvillen einverleibt wurden, die von Mauern, Zäunen und Hunden geschützt werden.
Außerdem sind die grünen Wiesen von Motocrosspisten gezeichnet, hundertjährige Bäume und ganze Waldstücke aus lauter Übermut gefällt und niedergebrannt, um oder den eigenen Garten zu erweitern.
Trotzdem präsentiert sich das Gebiet noch mit den für die Campagna Romana typischen Merkmalen, deren noch erhaltene ursprüngliche Vegetation auf den Hügeln und Hängen sich vermischt mit dem von Menschenhand erfolgten Anbau, engverbunden mit den Gehöften und den historischen wie archäologischen Überresten.
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A cura di Mario Leigheb: leigheb@frascati.enea.it
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